CHINA-NEGOTIATION
© Copyright china-negotiation.com:  Florian W. Mehring (siehe Impressum). © „Die Hohe Schule der Kriegskunst bei Geschäftsverhandlungen“ alle Rechte beim  Verlag Dr. Kovač,  Hamburg.

Ausschnitt aus dem

Werk

Die Rührei-Taktik und den

Raumtemperatur-Kunstgriff

anwenden, um die Verhandlung zu

stören

Hier folgt ein Ausschnitt aus der Hohen Schule der Kriegskunst bei Geschäftsverhandlungen  Kapitel 6, Abschnitt IV: (S. 231-233)
Ein   dritter   Kunstgriff,   der   am   Verhandlungstisch   zum   Einsatz   kommt,   heißt   „Rühreitaktik“. Beim   Anrichten   eines   Rühreis   rührt   man   bald   im   Osten,   bald   im   Westen,   und   genauso kommt man bald auf dieses, bald auf jenes zu sprechen, was ebenso chaotisch wirkt […]. Angenommen,    ich    sei    der    Chef,    und    Sie    vertreten    eine    Gewerkschaft.    Ich    möchte    den Standort   der   Fabrik   verlegen   und   hoffe,   ich   könne   Sie   überreden,   mir   zu   folgen.   Demzufolge hole    ich    aus    meinem    Thesaurus    viele    Köder    heraus    und    stecke    sie    in    meine    Tasche. Womöglich   gibt   es   darunter   einen   Arbeiter-Zubringerbus,   eine   Geldprämie,   einen   Kredit... es   ist,   als   hätte   ich   zehn   Bonbons   vorbereitet   und   in   die   Tasche   gesteckt. Als   Chef   möchte   ich selbstverständlich   nicht   alle   zehn   Bonbons   aufbrauchen.   Am   besten   ist   es,   wenn   Sie   mir [bereits]   folgen,   nachdem   ich   drei   Bonbons   aus   meiner   Tasche   genommen   habe   und   ich dadurch   sieben   Bonbons   spare.   Deshalb   darf   ein   Chef   auf   keinen   Fall   alle   Trumpfkarten   [auf einmal] aus seiner Tasche ziehen. Nachdem    der    Chef    ein    Bonbon    aus    der    Tasche    geholt    hat,    setzt    der    Verhandelnde    der Gewerkschaft,   der   in   der   Tasche   des   Chefs   weitere   Bonbons   vermutet,   die   Rühreitaktik   ein: Im   Osten   rührt   er   das   Ei,   und   im   Westen   rührt   er   das   Ei,   bis   dass   er   die   Gegenseite   dazu gebracht hat, sämtliche Bonbons herauszurücken. „Chef, Sie haben noch keinen Arbeiter-Zubringerbus zur Verfügung gestellt!“ Der Chef sagt, es werde einen Arbeiter-Zubringerbus geben. „Sie haben sich auch noch gar nicht um die Kantine gekümmert!“ Der Chef sagt, es werde eine Kantine geben. Das   Ei   wird   im   Osten   und   gleich   darauf   im   Westen   gerührt,   bis   der   Chef   nervös   wird   und alles    aus    seiner    Tasche    herausnimmt.    Sobald    die    Gewerkschaft    sieht,    dass    er    alles herausgeholt   hat,   vertagt   sie   die   Ver-handlung   auf   den   nächsten   Tag.   Sie   als   der   Chef   wollen dem   Einhalt   ge-bieten,   doch   gelingt   es   Ihnen   nicht,   da   Sie   nervös   geworden   sind,   sobald   er anfing,   das   Ei   zu   rühren.   Ursprünglich   wollten   Sie   ein   Bonbon   nach   dem   anderen   auf   den Verhandlungstisch   fallen   lassen.   Das   Ergebnis   aber   ist,   dass   alle   Eier   verbraten   worden   sind. Dies ist die Rühreitaktik. Es   gibt   eine   Methode,   mit   der   man   gegen   die   Rühreitaktik   vorgehen   kann.   Sie   müssen   den Verlauf   der   Verhandlung   gut   kontrollieren,   und   Sie   müssen   mit   dem   Gegner   Stück   für   Stück über jeden einzelnen Gegenstand verhandeln. Die    „Raumtemperatur“    ist    ebenfalls    ein    Kunstgriff,    der    in    Verhandlungen    zum    Einsatz kommt.   Zum   Beispiel   kommen   Sie   in   mein   Büro,   um   mit   mir   zu   verhandeln.   Sollte   ich feststellen,   dass   einige   von   Ihnen   zwei   Tage   lang   nicht   geschlafen   haben,   werde   ich   die Temperatur    um    zwei    Grad    erhöhen.    Daraufhin    werden    Sie    unruhig    und    fangen    an, Kleidungs-stücke   auszuziehen   und   Ihre   Krawatte   zu   lockern.   In   diesem   Augenblick   kann ich anfangen, die Rührei-Taktik einzusetzen. Deshalb   sage   ich   Ihnen:   Wenn   Sie   sich   als   älterer   Mensch   ins   Büro   des   Gegenübers   begeben, um   dort   zu   verhandeln,   und   wenn   Sie   unruhig   wer-den   und   anfangen,   ein   rosa   Gesicht   zu bekommen,   ist   dies   nicht   darauf   zurückzuführen,   dass   Sie   es   heute   versäumt   haben,   ein blutdrucksenkendes   Medikament   einzunehmen,   sondern   darauf,   dass   die   Raumtemperatur absichtlich vom Gegenüber um zwei Grad erhöht worden ist. […] Als Chef muss man [auf derartige Dinge] noch mehr achten.
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